Bandscheibenvorfall

Eine Frau im Gespräch mit einer Arztin

Ach du Schreck, ein Bandscheibenvorfall! Allein bei diesem Wort denken viele von uns an heftige, ausstrahlende Schmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit, die sich über Wochen und Monate hinziehen können. Doch was genau ist ein sogenannter Diskusprolaps, wie entsteht er und ist er wirklich immer so schmerzhaft? Und was kann man gegen einen akuten Bandscheibenvorfall tun, bzw. wie kann man Bandscheibenbeschwerden vorbeugen? Hier finden Sie es heraus.

Bandscheibenvorfall: Das sollten Sie wissen

  • Ein Mensch verfügt normalerweise über 23 Bandscheiben in der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule. Diese bestehen hauptsächlich aus Knorpel und Wasser, um den Druck zwischen den 24 beweglichen Wirbelkörpern abzufedern
  • Bei einem Bandscheibenvorfall (Diskusprolaps) durchbricht die innere Gallertmasse der Bandscheibe den äußeren Faserring und tritt heraus: Diese drückt auf umliegende Nerven, was zu den charakteristischen Schmerzen mit Ausstrahlung führt
  • Ein Prolaps wird begünstigt durch Faktoren wie altersbedingte Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule, Bewegungsmangel, Fehlhaltungen und -belastungen und Übergewicht
  • In den meisten Fällen heilt ein Bandscheibenvorfall innerhalb von 6 bis 12 Wochen 
    aus (operiert wird er nur noch selten, und wenn, dann meist mit minimalinvasiver Technologie)
  • Regelmäßige, rückenfreundliche Bewegung, Entspannungsübungen, Ergotherapie sowie Ergonomie am Arbeitsplatz und im Schlafzimmer helfen, einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen
Ein Mann bei der Rückenbehandlung beim Arzt

Was sind Bandscheiben?

Die menschliche Wirbelsäule ist ein wahres Multitalent: Sie erlaubt uns den aufrechten Gang, verleiht uns gleichzeitig Stabilität und Beweglichkeit und schützt das empfindliche Rückenmark. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, ist unser Rückgrat ein komplexes Gebilde aus Wirbelkörpern und -gelenken, Bändern, Sehnen, Faszien und Bandscheiben (auch: Zwischenwirbelscheiben oder Disci intervertebrales).

Insgesamt 23 Bandscheiben befinden sich zwischen den 24 Wirbelkörpern der beweglichen Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule und verbinden diese Wirbel miteinander. Jede Bandscheibe hat einen Wasseranteil von bis zu 85 % und besteht aus einem inneren weichen Gallertkern (Nucleus pulposus), umgeben von einem äußeren knorpeligen Faserring (Anulus fibrosus).

Bei Bewegungen federn die Bandscheiben als organische Puffer den Druck zwischen den Wirbeln ab und sorgen für eine gleichmäßige Verteilung der Belastung auf die gesamten Deckplatten der jeweiligen Wirbelkörper. Gleichzeitig halten sie einen Abstand zwischen den Wirbelkörpern, sodass die Nerven des Rückenmarks bei Bewegung nicht komprimiert werden. So ermöglichen Bandscheiben eine Flexibilität in alle Richtungen zwischen den knöchernen Strukturen.

Dabei kommt es zu einem ausgeklügelten Wechselspiel: Durch den Druck der aufrechten Körperhaltung und Bewegung im Laufe des Tages wird die verbrauchte Nährflüssigkeit aus den Bandscheiben gedrückt. In nächtlichen Ruhephasen, wenn der Körper liegt und die Bandscheiben entlastet sind, fließt frische Nährflüssigkeit zurück ins Gewebe und die Bandscheiben regenerieren sich.

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Bandscheiben brauchen die regelmäßige Be- und Entlastung durch Bewegung und Ruhe, um elastisch zu bleiben. Mangelt es nun aber an Bewegung bzw. verharrt der Körper lange in einer Fehlhaltung (z. B. beim Sitzen oder Schlafen), werden die Bandscheiben ungünstig strapaziert und nicht mehr richtig ernährt, sodass sie sich nicht mehr erholen können. Kommen dann noch natürliche Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule hinzu sowie ein sinkender Wassergehalt in den Körperzellen, Prozesse, die mit ungefähr 30 Jahren einsetzen, beginnen die Bandscheiben spröde, brüchig und flacher zu werden.

Durch einen zu großen Druck bekommt der Faserring Risse oder reißt ganz ein, sodass die innere Gallertmasse verrutscht und sich vorwölbt (Bandscheibenvorwölbung, auch: Protrusion oder inkompletter Bandscheibenvorfall) oder den Faserring komplett durchbricht und austritt (Bandscheibenvorfall oder (Diskus)Prolaps). Dabei kann das Material der Bandscheibe auf das Rückenmark oder zwischen den Wirbeln liegende Spinalnerven drücken und so zu Ausstrahlungen in angrenzende Regionen und Körperteile wie Gesäß, Arme und Beine führen. 

Wie erkennt man einen Bandscheibenvorfall?

Ein Bandscheibenvorfall oder eine Bandscheibenvorwölbung können sich auf unterschiedliche Arten äußern. So kann es bei manchen Betroffenen zu sehr starken Kreuzschmerzen mit Ausstrahlung, Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen kommen, während andere nur wenige bis gar keine Beschwerden haben. Außerdem können die typischen Anzeichen eines Bandscheibenvorfalls wie Schmerzen und Ausstrahlung auch weitaus harmlosere Ursachen haben, wie z. B. akute Muskelverspannungen.

Eine Ärztin bei der Ansicht einer Röntgenaufnahme
Aus diesem Grund kann ein Prolaps in der Regel nur mit folgenden bildgebenden Verfahren sicher diagnostiziert werden:
  • MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie)
  • CT (Computer-Tomografie)
  • Sonografie (Ultraschall)/Elastografie
  • Röntgen und Myelografie (Röntgenaufnahme, bei der Kontrastmittel in den Wirbelkanal gespritzt wird)

Kommt es im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls zu Symptomen wie Kribbeln, Taubheitsgefühlen und Lähmungserscheinungen in den Armen oder Beinen oder zu Inkontinenz, können neurologische (z. B. elektrophysiologische) Untersuchungen Aufschluss über das Ausmaß einer potenziellen Nervenschädigung geben.

Bandscheibenvorfall: ja oder nein?

Es muss nicht gleich ein Bandscheibenvorfall sein: Welche anderen Erkrankungen und Störungen kommen bei Rückenschmerzen auch in Betracht?

Wann und von welchen Ärzt:innen sollte ein Bandscheibenvorfall abgeklärt werden?

Kommt es zu schweren Sensibilitätsstörungen wie dem Querschnittssyndrom, Inkontinenz oder einem Taubheitsempfinden in der Genitalzone, u. U. begleitet von Einschränkungen der Sexualfunktion, muss der Prolaps so schnell wie möglich ärztlich abgeklärt und wahrscheinlich operativ behandelt werden.

Die ersten Ansprechpersonen bei Bandscheibenproblemen sind Orthopäd:innen oder Sportmediziner:innen. Operationen werden von auf Bandscheiben spezialisierten (Neuro-)
Chirurg:innen durchgeführt. Bei Nervenschädigungen können Expert:innen aus der Neurologie oder Neurochirurgie hinzugezogen werden. 

Eine Frau und ein Mann beim Anheben eines Sessel

Bandscheibenvorfall: Ursachen

Ein Prolaps zählt zu den Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule: Durch eine ungewohnt starke Belastung kann der brüchig gewordene Faserring einer Bandscheibe an- oder einreißen und das Innere der Bandscheibe verrutschen oder austreten. Warum verliert eine Bandscheibe an Elastizität und wird spröde? Diese Faktoren tragen zu dem Abnutzungsprozess einer Bandscheibe bei:
  • Alter
  • Bewegungsmangel
  • Fehlhaltung (z. B. bei überwiegend sitzenden Tätigkeiten)
  • Fehlbelastung (z. B. beim Tragen von schweren Gegenständen)
  • Übergewicht
  • Osteoporose
  • Arthrose der Wirbelsäule
  • Wirbelgleiten (Spondylolisthesis)
  • Fehlbildungen der Wirbelsäule
  • Genetisch bedingte Bindegewebsschwäche
  • Unfall/Verletzung
  • Infektion innerhalb der Bandscheibe
  • Krebszellen innerhalb der Bandscheibe

Bandscheibenvorfall: Symptome

Bandscheibenvorfälle und -vorwölbungen können die folgenden Begleiterscheinungen mit sich bringen:
  • Plötzlich auftretende ziehende, drückende oder stechende Schmerzen in der betroffenen Rückenregion
  • Akute Schmerzen bei stärkeren Belastungen oder sportlichen Tätigkeiten
  • Schmerzen, die bis in angrenzende Bereiche und Körperteile (Nacken, Kopf, Arme, Gesäß, Hüfte oder Beine) ausstrahlen können
  • Ischialgie (gereizter oder eingeklemmter Ischiasnerv)
  • Eingeschränkte Beweglichkeit und ein Gefühl ständiger Blockierung
  • Permanent verhärtete Rückenmuskulatur (auch in Rückenlage)
  • Unbewusste Einnahme einer Schonhaltung
  • Schmerzverstärkung beim Niesen und Husten
  • Reflexstörungen
  • Empfindungsstörungen (Parästhesien wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Armen oder Beinen)
  • Neurologische Ausfallerscheinungen (Lähmungserscheinungen der Muskulatur in Armen oder Beinen)
  • Harn- und/oder Stuhlinkontinenz
  • Gefühl der Taubheit im Genitalbereich (Reithosenanästhesie)
  • Querschnittssyndrom (z. B. Cauda-Syndrom)
Übrigens: Ein Bandscheibenvorfall kann einerseits aufgrund der heftigen Schmerzen, eingeschränkten Mobilität und Gefahr der Chronifizierung auch psychische Probleme verursachen. Andererseits können psychische Faktoren wie Stress, Depressionen und Angst für Fehlhaltungen und einen erhöhten Muskeltonus sorgen, die einen Bandscheibenvorfall begünstigen können sowie die Schmerzwahrnehmung negativ beeinflussen. 

Bandscheibenvorfall: Dauer und Verlauf

In den meisten Fällen heilt ein Bandscheibenvorfall innerhalb von 4 bis 12 Wochen von allein aus. Diesen natürlichen Heilungsprozess können Sie durch Rückenübungen und andere therapeutische Maßnahmen unterstützen. Dauern die Schmerzen länger als drei Monate an oder werden sie von Symptomen wie Empfindungsstörungen (z. B. Kribbeln und Taubheitsgefühle), Lähmungserscheinungen in den Armen oder Beinen oder Inkontinenz begleitet, muss unter Umständen operiert werden. Eine drei- bis sechswöchige Reha-Maßnahme kan n nach einer Operation oder bei einem schweren Verlauf die Rückkehr in den Alltag erleichtern. Ein Bandscheibenvorfall und eine Bandscheibenoperation zählen zu den Krankheiten, bei denen eine stufenweise Wiedereingliederung („Hamburger Modell“) in das Arbeitsleben über einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten zum Tragen kommen kann.

Achtung: Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall sollten Sie grundsätzlich eine ärztliche Meinung einholen.

Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule (LWS)

Die Lendenwirbelsäule besteht aus fünf Lenden- oder Lumbalwirbeln (L1-L5). Sie beginnt unterhalb der Brustwirbelsäule und endet am Kreuzbein (Os Sacrum). Da der Lendenwirbelbereich die größte Last des Körpergewichts tragen muss und vor allem beim Sitzen und bei verbreiteten Fehlhaltungen wie dem Hohlkreuz stark strapaziert wird, treten die meisten Bandscheibenvorfälle in dieser Region auf. Hier kann ein Prolaps in das Gesäß, die Hüfte und ein Bein ausstrahlen.

Nicht immer steckt ein Bandscheibenvorfall dahinter: Es gibt unterschiedliche Ursachen für Schmerzen im unteren Rücken bei Frauen und anderen Menschen, die von Zyklusschwankungen und gynäkologischen Erkrankungen oder Besonderheiten betroffen sind.

Bandscheibenvorfall an der Brustwirbelsäule (BWS)

Die Brustwirbelsäule besteht aus zwölf Brust- oder Thorakalwirbeln (Th1-Th12). Dieser Teil der Wirbelsäule ist am unbeweglichsten und läuft daher die geringste Gefahr, einen Prolaps zu entwickeln. Kommt es hier doch zu einer Schädigung der Bandscheibe, passiert das meistens im unteren Bereich der BWS. Dabei können die Schmerzen gürtelförmig ausstrahlen und im oberen und mittleren Rücken wahrgenommen werden.

Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule (HWS)

Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Hals- oder Zervikalwirbeln (C1-C7). In diesem Bereich kommt es seltener zu Bandscheibenvorfällen als in der Lendenwirbelsäule. Die möglichen Symptome sind hier Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Hals, Hinterkopf, Nacken und Schulter-Arm-Bereich sowie Schwindel und Tinnitus. Manchmal verspannt sich der Nacken bei einem Prolaps so stark, dass der Hals versteift und kurzfristig schief steht.

Bandscheibenvorfall: Was tun?

Der Prolaps wurde diagnostiziert. Wie geht es jetzt weiter? Ob Operation oder konservative Therapie, ob medizinische Behandlung oder Selbsthilfe: Hier erfahren Sie, welche die geläufigsten und vielversprechendsten Maßnahmen nach einem Bandscheibenvorfall sind.

Tipp: Vertrauen Sie auf die Selbstheilungskräfte Ihres Körpers. Körpereigene Enzyme können die ausgetretenen Teile einer Bandscheibe effektiv abbauen, wenn Sie Ihren Körper dabei mit der richtigen Form von Bewegung, gesunder Ernährung, Entspannung und einem Fokus auf eine rückengerechte Körperhaltung unterstützen. 

  • Operative Behandlung eines Bandscheibenvorfalls

    Die gute Nachricht: Eine Operation ist in den meisten Fällen bei einem Bandscheibenvorfall nicht erforderlich. Operiert werden muss unter Umständen nur, wenn neurologische Ausfälle wie Lähmungserscheinungen oder Inkontinenz auftreten oder die Beschwerden trotz konservativer Maßnahmen nicht innerhalb von drei Monaten abnehmen. Dieser Eingriff erfolgt heute meist mit minimalinvasiver Technologie (z. B. endoskopisch oder mikrochirurgisch). Dabei wird das Bandscheibengewebe zum Teil (in Form einer Nukleotomie/Diskotomie) oder komplett (in Form einer Diskektomie) entfernt und manchmal durch eine künstliche Bandscheibenprothese, ein Hydrogelkissen oder ein Textilimplantat ausgetauscht.

    Auch können die Wirbel um die geschädigte Bandscheibe herum miteinander fixiert und auf diese Weise versteift werden (Spondylodese). So wird die Beweglichkeit zugunsten der Stabilität an dieser Stelle eingeschränkt. Eine Bandscheibenoperation sollte grundsätzlich gut bedacht sein, da ein Eingriff an der Wirbelsäule immer ein gewisses Risiko mit sich bringt: So können Nerven verletzt werden und es besteht die Gefahr von Entzündungen, Nachblutungen, Wundheilungsstörungen und der Bildung von Narbengewebe. 

  • Wärme- und Kältetherapie

    Zur konservativen, also erhaltenden (nicht operativen) Therapie von Bandscheibenbeschwerden gehört die Thermotherapie, die gezielte Behandlung mit Wärme oder Kälte.

    Bei einem akuten Bandscheibenvorfall ist in vielen Fällen eine Kältetherapie (z. B. in Form von Kühlpads, kühlenden Schmerzgelen, Eiskompressen oder Kältesprays) angezeigt. Denn hier kann es zu entzündlichen Prozessen innerhalb des betroffenen Gewebes kommen, die besser auf Kälte ansprechen. Kälteanwendungen reduzieren die Durchblutung, wirken abschwellend, entzündungshemmend und schmerzlindernd.

    Wärmeanwendungen hingegen, wie z. B. die Wärmeauflagen oder -umschläge von ThermaCare, Wärmflasche, heiße Rolle, Infrarotlicht oder Sauna, eignen sich vor allem bei Verspannungen im Rücken oder Nackenverspannungen, wie sie im Rahmen einer chronischen Bandscheibenschädigung vorkommen können. Wärmetherapeutische Maßnahmen fördern die Durchblutung im Gewebe, wirken schmerzlindernd und unterstützen die Regeneration der Muskulatur.

    Achtung: Bei Entzündungen, Herzbeschwerden, schwerem Bluthochdruck, Diabetes und starker Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) sollte eine Wärmetherapie nur nach ärztlicher Absprache erfolgen. Bitte lassen Sie sich vor der Selbstbehandlung eines Bandscheibenvorfalls generell ärztlich beraten, um die für Sie besten (thermo)therapeutischen Methoden zu finden.

  • Schmerzmittel und andere Medikamente

    Ein Prolaps kann mit sehr heftigen Schmerzen einhergehen und eine unbewusste Schonhaltung auslösen, die die Verspannung in der betroffenen Wirbelsäulenregion verschlimmert und die Beweglichkeit noch weiter einschränkt. Außerdem kann es bei lang anhaltenden starken Schmerzreizen, wie sie bei einem Bandscheibenvorfall entstehen können, zur Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses kommen, d. h. der Körper reagiert in der Folge auf Schmerzimpulse sensibler und die Schmerzen werden chronisch wahrgenommen. Deshalb werden bei einem akuten Bandscheibenvorfall in der Regel zunächst schmerzlindernde Medikamente verschrieben.

    Wenn herkömmliche Schmerzmittel wie nichtsteroidale Antirheumatika (z. B. Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen) oder Analgetika (z. B. Paracetamol) bei der Bekämpfung der Schmerzen nicht mehr ausreichend sind, verschreiben Ärzt:innen bei einem Bandscheibenvorfall auch stärkere Arzneimittel wie Muskelrelaxanzien und Opioide. Diese Medikamente dürfen nur unter ärztlicher Kontrolle und für kurze Zeiträume eingenommen werden, da sie starke Nebenwirkungen haben und zu einer Gewöhnung bis hin zu einer Arzneimittelabhängigkeit führen können.

    Kortikoide (Cortison) wirken entzündungshemmend und werden als Tabletten, Spritze oder Infusion verabreicht. Da sie enorme Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben können, sollten auch sie nur punktuell und bei starken Beschwerden eingesetzt werden.

    Bei chronischen Formen von Bandscheibenproblemen werden manchmal auch bestimmte Antidepressiva verschrieben. Diese Medikamente wirken nicht nur stimmungsaufhellend, angstlösend oder beruhigend (was bei chronischen Rückenschmerzen angebracht sein kann), sondern auch schmerzlindernd.

    Da die Behandlung von Bandscheibenbeschwerden mitunter recht langwierig sein kann, ist besondere Vorsicht bei der Einnahme von Medikamenten angebracht. Diese sollten generell nur temporär und begleitend zu anderen Therapiemaßnahmen wie Physiotherapie und Rückentraining eingesetzt werden.

    Unterstützend können bei einem Prolaps auch entzündungshemmende Schmerzcremes, -salben und -gele wie das kühlende Schmerzgel von ThermaCare (Pflichttext) lokal zum Einsatz kommen. Bitte beachten Sie, dass auch topische, also über die Haut wirkende Schmerzmittel Nebenwirkungen in Form von z. B. allergischen Hautreaktionen haben können.

  • Weitere nicht-operative Behandlungsmöglichkeiten

    Unterstützend zu bewegungstherapeutischen Methoden und Medikation können die folgenden Maßnahmen die akuten Schmerzen eines Bandscheibenvorfalls lindern und die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen:

    • Stufenlagerung
    • Rückenbandage/Lendenstützgurt/Stützkorsett
    • Physiotherapie, wie z. B. Krankengymnastik
    • Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Wirkstoffen wie Glukosamin und Chondroitin, die die Knorpelbildung anregen sowie Vitalstoffen wie Vitamin B12 und Folsäure, die zur Regeneration geschädigter Nerven beitragen können
    • Reizstromgeräte (TENS und EMS)
    • Psychohygiene

    Achtung: Auch manuelle Therapie (wie z. B. Chiropraktik, Osteopathie, Massage, Akupunktur und Akupressur) kann sehr hilfreich bei der Behandlung von Bandscheibenschäden sein, sollte aber erst eingesetzt werden, wenn die akuten Beschwerden nachgelassen haben. 

Wie kann ich einem Bandscheibenvorfall vorbeugen?

Ein Bandscheibenvorfall tritt in den meisten Fällen nicht einfach aus dem Nichts auf, sondern ist die Folge von lang andauernden Fehlhaltungen und -belastungen, Bewegungsmangel oder altersbedingten Verschleißerscheinungen. Akute Beschwerden wie ein Hexenschuss oder immer wieder auftretende Schmerzen im oberen und mittleren Rücken sowie Kreuzschmerzen sind ein Warnsignal und sollten nicht abgetan werden.

Die wichtigste Maßnahme, um einem Bandscheibenvorfall vorzubeugen, ist eine regelmäßige und rückenfreundliche Bewegung, die sowohl für eine Dehnung, Lockerung und Kräftigung der Rückenmuskulatur als auch für eine Steigerung der Fitness sorgt und so zum allgemeinen körperlichen und psychischen Wohlbefinden beiträgt.

Zusätzlich lässt sich mit diesen Tipps einer vorzeitigen Abnutzung der Bandscheiben entgegenwirken:
  • Auf den Flüssigkeitshaushalt achten (mindestens 1,5 bis 2 Liter täglich trinken)
  • Ergo- und Physiotherapie (z. B. zum Erlernen einer rückengerechten Körperhaltung beim Arbeiten oder Tragen von schweren Gegenständen)
  • Stilltraining und Anleitung zum Tragen eines Babys
  • Einrichtung eines ergonomischen Arbeitsplatzes
  • Rückenfreundliches Schlafen (z. B. im passenden Bett und in einer rückengerechten Schlafposition)
  • Psychohygiene und Stressbewältigung
Ein Mann im Bett auf der rechten Seite liegend

Übungen bei einem Bandscheibenvorfall

Auch wenn es aufgrund der Schmerzen und eingeschränkten Beweglichkeit erst einmal abwegig erscheint: Um nach einem Prolaps schnell wieder auf die Beine zu kommen, ist es unerlässlich, die Muskulatur rund um die geschädigte Bandscheibe zeitnah zu mobilisieren und zu kräftigen.

Je nach Fall eignen sich hierfür am besten eine auf die Wirbelsäule abgestimmte Krankengymnastik, spezielle Dehnübungen für die verkürzte und verhärtete Rückenmuskulatur und eine sanfte Vergrößerung des Bewegungsradius durch Spaziergänge, oder Rückenschwimmen. Das tut nicht nur dem Rücken gut, sondern hilft auch der Seele, die mitunter psychisch herausfordernde Diagnose zu verarbeiten und sich nach einer Phase, in der man teilweise heftigen Schmerzen ausgeliefert war, wieder selbstwirksamer zu fühlen.

Achten Sie bei dem Training in der akuten Phase darauf, dass die Wirbelsäule weder gerundet, noch seitwärts geneigt oder gedreht wird und vermeiden Sie Sportarten, bei denen es zu Erschütterungen kommt wie z. B. Joggen, Skifahren, Tennis, Reiten oder Trampolinspringen. Auch sollten Sie nicht bis zur Erschöpfungsgrenze trainieren, um nicht die korrekte aufgespannte Rückenhaltung zu verlieren.

Die folgenden Übungen tragen dazu bei, die durch einen Bandscheibenvorfall oder eine Vorwölbung entstandenen Muskelverspannungen abzubauen und so für eine verbesserte Durchblutung und Mobilität zu sorgen.

Achtung: Ein akuter Bandscheibenvorfall ist eine ernsthafte Verletzung der Wirbelsäule. Aus diesem Grund sollte ein Rückentraining grundsätzlich von Orthopäd:innen oder Sportmediziner:innen verschrieben und von professionellen Physiotherapeut:innen begleitet werden, die genau wissen, welche Übungen sich bei Bandscheibenbeschwerden eignen und welche vermieden werden sollten.

Wenn bei diesem Training mehr als ein leichter Dehnungsschmerz aufkommen sollte, brechen Sie die Übung bitte sofort ab und befragen Sie erfahrene Physiotherapeut:innen oder Ihre Orthopädiepraxis, ob diese Dehnungen in Ihrem Fall geeignet sind.

Übung gegen Schmerzen im Lendenwirbelbereich

Wichtig: Bitte holen Sie bei einem akuten Bandscheibenvorfall unbedingt ärztlichen Rat ein, bevor Sie die folgenden Rückenübungen durchführen!

Bei einem Bandscheibenvorfall kommt es meist zu massiven Verhärtungen der Muskulatur im betroffenen Rückenbereich. Mit den folgenden beiden Übungen können Sie die Rückenmuskulatur sanft lockern und dehnen. 

  • Schritt-für-Schritt-Anleitung anzeigen

    Schritt 1
    Gehen Sie in den Vierfüßlerstand, Arme und Oberschenkel sind senkrecht aufgestellt. Die Arme sind durchgestreckt, die Handflächen liegen flach auf dem Boden, die Finger zeigen nach vorne. Der Rücken ist ganz gerade, sodass kein Hohlkreuz entsteht.

    Schritt 2
    Senken Sie die Leisten vorsichtig in Richtung Boden ab. Der Oberkörper bleibt aufgerichtet, die Arme sind durchgestreckt (stützen Sie sich bei fehlender Armkraft auf den Unterarmen ab). Warten Sie, bis der Dehnungsschmerz nachlässt, dann geben Sie nach und lassen die Leisten weiter nach unten sinken. Verbleiben Sie in dieser Dehnung für zwei Minuten.

    Schritt 3
    Stellen Sie sich vor eine Wand. Die Füße sind hüftbreit aufgestellt und einen Schritt weit von der Wand entfernt. Die Handflächen liegen etwas mehr als schulterbreit in Kopfhöhe an der Wand auf.

    Schritt 4
    Schieben Sie Ihre Leisten langsam in Richtung Wand, der Oberkörper dehnt in die Gegenrichtung, der Kopf steht in Verlängerung der Wirbelsäule. Halten Sie die Dehnung für zwei Minuten.

Mehr Übungen

Fragen und Antworten

  • Wie viele Bandscheiben hat ein Mensch?

    Der Mensch hat in der Regel 23 Bandscheiben, die sich zwischen den 24 Wirbelkörpern der beweglichen Wirbelsäule (Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule) befinden.

  • Welche sportlichen Aktivitäten und Übungen sollte man bei einem Bandscheibenvorfall vermeiden?

    Bei einem Bandscheibenvorfall sollten folgende Aktivitäten vermieden werden:

    • Joggen, Trampolinspringen, Reiten und andere Sportarten, bei denen es zu Erschütterungen der Wirbelsäule kommt
    • Skifahren, Tennis, Golf und andere Sportarten sowie Übungen, bei denen die Wirbelsäule seitlich geneigt und gedreht wird
    • Muskeltraining an Geräten und Übungen auf dem Boden (z. B. Sit-ups), bei denen die Wirbelsäule gerundet wird
  • Welche Ärztin/welcher Arzt hilft bei einem Bandscheibenvorfall?

    Die ersten Ansprechpersonen bei Bandscheibenproblemen sind Orthopäd:innen oder Sportmediziner:innen. Operationen werden von auf Bandscheiben spezialisierten (Neuro-) Chirurg:innen durchgeführt. Bei Nervenschädigungen können Expert:innen aus der Neurologie oder Neurochirurgie hinzugezogen werden.

  • Wie lange hat man Schmerzen bei einem Bandscheibenvorfall?

    Nicht jeder Bandscheibenvorfall verursacht Schmerzen und nicht jede Form von Rückenschmerzen wird von einem Bandscheibenvorfall ausgelöst. Kommt es zu Schmerzen bei einem diagnostizierten Bandscheibenvorfall, können diese zwischen 4 und 12 Wochen andauern. Halten die Schmerzen länger an, handelt es sich um chronische Beschwerden, die möglicherweise operativ behandelt werden müssen.

  • Wann sollte man einen Bandscheibenvorfall operieren lassen?

    Dauern die Beschwerden länger als 12 Wochen an oder kommt es zu starken Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühlen, Lähmungserscheinungen in den Armen oder Beinen bis hin zum Querschnittssyndrom sowie zu Inkontinenz oder einem Taubheitsempfinden in der Genitalzone, u. U. begleitet von Einschränkungen der Sexualfunktion, muss der Prolaps so schnell wie möglich ärztlich abgeklärt und wahrscheinlich operativ behandelt werden.

  • Welche Schmerzmittel helfen bei einem Bandscheibenvorfall?

    Bei leichteren Bandscheibenbeschwerden helfen herkömmliche Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder Paracetamol.
    Bei heftigeren Schmerzen können Ärzt:innen stärkere Arzneimittel wie Muskelrelaxanzien und Opioide verschreiben. 
    Außerdem können entzündungshemmende Kortikoide (Cortison) und bei chronischen Schmerzen bestimmte Antidepressiva eingesetzt werden. 
  • Wie lange ist man mit einem Bandscheibenvorfall krankgeschrieben?

    Wird ein Bandscheibenvorfall konservativ, d. h. nicht operativ behandelt, kann die Arbeitsunfähigkeit durchschnittlich 4 bis 12 Wochen andauern. Nach einer Operation und bei schweren Verläufen kann außerdem eine drei- bis sechswöchige Reha-Maßnahme dazukommen. Unter Umständen ist eine stufenweise Wiedereingliederung in das Arbeitsleben nach dem Hamburger Modell bei einem schweren Bandscheibenvorfall (mit oder ohne Operation) möglich.